Meyer Burger schliesst im ersten Halbjahr 2021 die strategische Transformation ab und startet erfolgreich den Vertrieb von Solarmodulen
- Meyer Burger ist mit den vorliegenden Bestellungen aus Europa und den USA bis weit in das vierte Quartal 2021 hinein vollständig ausverkauft. Erste Projekte im Bereich Solarkraftwerke und grosse Industrie-Dachanlagen konnten gewonnen werden.
- Erste Module wurden im Juli ausgeliefert. Die Produktion läuft im kontinuierlichen Schichtbetrieb, die volle Kapazität ist aber noch nicht erreicht.
- Die Finanzierung für einen beschleunigten Ausbau der Produktionskapazität konnte gesichert werden, was ermöglicht, bereits Ende 2022 je 1,4 GW Zell- und Modulproduktionskapazität zu erreichen sowie auch weiteres Wachstum zu finanzieren.
- Die Resultate des ersten Halbjahres 2021 reflektieren erwartungsgemäss die strategische Neuausrichtung des Geschäftsmodells. Bei einem Umsatz von CHF 18,0 Millionen (H1 2020: CHF 51,0 Millionen) resultierte ein Nettoergebnis von CHF -37,2 Millionen (H1 2020 angepasst: CHF -37,4 Millionen).
Meyer Burger hat die strategische Transformation des Geschäftsmodelles innerhalb des gesetzten ambitionierten Zeitrahmens abgeschlossen und den Vertrieb seiner Hochleistungs-Solarmodule erfolgreich gestartet. Nach der Vorstellung der Meyer Burger-Solarmodule für das Dachanlagen-Segment entwickelte sich der Bestellungseingang höchst erfreulich. Meyer Burger ist heute mit den vorliegenden Bestellungen bis weit ins vierte Quartal 2021 hinein vollständig ausverkauft. Die erzielten Preise entsprechen vollumfänglich den Erwartungen. Zudem konnte Meyer Burger bereits früher als geplant erste Pilotprojekte im Bereich Solarkraftwerke und grosse Industrie-Dachanlagen gewinnen.
Meyer Burger hat mit erfahrenen und hochmotivierten neuen Mitarbeitern aus der Solarindustrie eine schlagkräftige Vertriebs- und Marketingorganisation in Europa und den USA aufgebaut, welche kontinuierlich weiter wächst. Die Kundenliste von Meyer Burger umfasst inzwischen rund 30 Kunden, dabei marktführende Grosshändler wie BayWa r.e., Krannich Solar, IBC Solar, Sonepar, Memodo in Europa sowie der US-Grosshändler CED Greentech. Damit sind Meyer Burgers Produkte in mehr als 60 Länderniederlassungen von Grosshändlern vertreten. Mehr als 175 Installateure haben sich inzwischen als Meyer Burger-Installateure registrieren lassen.
Parallel zum Hochfahren der Produktion und nach erfolgreicher Zertifizierung der Module konnte mit der Auslieferung erster Module Ende Juli begonnen werden. Die Fertigungen an beiden Standorten laufen inzwischen im kontinuierlichen Schichtbetrieb rund um die Uhr. Fehlende, für den plangemässen Hochlauf der Fabriken notwendige Standardkomponenten haben jedoch die Inbetriebnahme einzelner Teile der Produktionslinien verzögert und verringern derzeit die Hochlaufgeschwindigkeit der Fabriken. Diese Teile sind zwischenzeitlich geliefert worden. Meyer Burger rechnet nun trotzdem nicht mehr damit, die volle Produktionskapazität wie avisiert Ende August zu erreichen, sondern wenige Wochen später. Meyer Burger liefert derzeit kontinuierlich und individuell abgestimmte Teilmengen, um die bereits vereinbarten Liefertermine bestmöglich einzuhalten.
Die Versorgung mit kritischen Materialien für die Solarzellen- und Modulproduktion ist trotz der angespannten globalen Marktsituation nachhaltig durch verbindliche Lieferverträge gesichert.
Finanzierung für den mittel- und langfristigen Ausbau der Kapazitäten gesichert
Bereits bis zum Juli 2021 konnte zudem die Finanzierung für einen beschleunigten Ausbau der Produktionskapazität gesichert werden. Dies ermöglicht es dem Unternehmen, schneller kritische Skaleneffekte zu erreichen und auch die eigene Fertigung von Produktionsequipment kontinuierlicher auszulasten und damit effizienter zu operieren.
Mit vorhandenen Bestandsmitteln, dem Konsortialkreditvertrag über EUR 125 Millionen, dem Factoringvertrag über EUR 60 Millionen und zusätzlichen Mitteln aus der Kapitalerhöhung in Höhe von CHF 80 Millionen und der grünen Wandelanleihe in Höhe von EUR 145 Millionen ist das weitere kontinuierliche Wachstum des Unternehmens abgesichert. Meyer Burger plant, bereits Ende 2022 je 1,4 GW Zell- und Modulproduktionskapazität zu erreichen und damit auch die Lücke zwischen Modul- und Zellkapazität zu schliessen. Geplant ist ab diesem Zeitpunkt eine jährliche Modulproduktionskapazität von ca. 1 GW in Freiberg und zunächst ca. 0,4 GW an einem zweiten, ausbaufähigen Modulproduktionsstandort. Die Entscheidung zum zweiten Produktionsstandort wird noch im dritten Quartal 2021 angestrebt.
Stärkung des Teams
Die ordentliche Generalversammlung vom 4. Mai wählte den Schweizer Rechtsanwalt Urs Schenker in den Verwaltungsrat der Meyer Burger Technology AG.
Im Juni hat der Verwaltungsrat Katja Tavernaro in die Geschäftsleitung berufen. Sie übt die neu geschaffene Funktion des Chief Sustainability Officers (CSO) aus. Mit dieser neuen Funktion will der Verwaltungsrat sicherstellen, dass eine kohärente ESG-Strategie im ganzen Unternehmen umgesetzt wird und dass Meyer Burger in punkto Nachhaltigkeit in der Branche neue Standards setzen kann.
Resultate spiegeln die Transitionsphase wider
Die Resultate des ersten Halbjahres 2021 reflektieren erwartungsgemäss die strategische Neuausrichtung des Geschäftsmodells. Während die Umsätze unter dem alten Geschäftsmodell mit insgesamt CHF 18,0 Millionen (H1 2020: CHF 51,0 Millionen) ausliefen, erzielt Meyer Burger ab Beginn des zweiten Halbjahres 2021 erste Umsätze mit Solarmodulen.
Das erwirtschaftete EBITDA betrug CHF -30,9 Millionen (H1 2020 angepasst: CHF -25,5 Millionen). Mit Abschreibungen und Wertberichtigungen, dem Finanzergebnis sowie dem anteiligen Ergebnis assoziierter Unternehmen und Steuern ergab sich ein Halbjahresergebnis von CHF -37,2 Millionen (H1 2020 angepasst: CHF -37,4 Millionen).
Die Kapitalerhöhung und die grüne Wandelanleihe sind erst im Juli 2021 bilanzwirksam geworden und dementsprechend in der Bilanz per 30. Juni 2021 noch nicht berücksichtigt. Ebenfalls wurden per 30. Juni 2021 der bestehende Konsortialkreditvertrag und der Factoringvertrag noch nicht genutzt.
Per 30. Juni 2021 lag die Bilanzsumme bei CHF 273,5 Millionen CHF (31.12.2020: CHF 296,8 Millionen) mit einer Eigenkapitalquote von 82,2 % (31.12.2020: 87,5 %). Die Netto-Cash-Position inklusive Bankguthaben mit eingeschränkter Verfügbarkeit belief sich auf CHF 78,4 Millionen (31.12.2020: CHF 157,0 Millionen). Das Sachanlagevermögen erhöhte sich mit liquiditätswirksamen Investments von CHF 52,5 Millionen sowie durch aktivierte Eigenleistungen, vorwiegend im Zusammenhang mit dem Aufbau der neuen Produktionsstätten, auf CHF 89,1 Millionen (31.12.2020: CHF 38,1 Millionen).
Die Nachfrage für das Servicegeschäft für Bestandskunden von Produktions-Equipment geht erwartungsgemäss zurück. Daher hat Meyer Burger im Juli 2021 eine Restrukturierung der asiatischen Standorte bekanntgegeben. Damit optimiert Meyer Burger die globale Organisationsstruktur entsprechend der Neuausrichtung und stärkt die Ertragskraft des Unternehmens. Das Geschäft der Tochtergesellschaft Pasan mit dem weltweiten Vertrieb und Service ihrer hochpräzisen Messtechnik-Produkte wird unverändert fortgesetzt.
Erweiterung des Produkt-Portfolios und Roadmap
Im Rahmen der Kapazitätserweiterung plant Meyer Burger, ab dem zweiten Halbjahr 2022 spezielle Solarmodule mit ihrer Hochleistungs-Technologie für das weltweit wachsende Solarkraftwerk-Segment anzubieten.
Ab dem zweiten Halbjahr 2022 ist darüber hinaus geplant, das Portfolio im Hausdachsegment um innovative Solar-Dachziegel zu erweitern, die wie traditionelle Dachziegel einfach montiert werden können. Meyer Burger konnte dazu eine zertifizierte und bauaufsichtlich zugelassene Lösung von einem deutschen Ingenieurdienstleister erwerben.
Auch konnte Meyer Burger die Heterojunction-Technologie der nächsten Generation (Heterojunction/IBC) weiter in Richtung Produktionsreife entwickeln. Bei ersten mit marktüblicher Grösse hergestellten Modulen konnte in einem «Proof-of-Concept» eine Moduleffizienz von 24,7 % nachgewiesen werden. Dieser Wert zählt zu den höchsten jemals erzielten Moduleffizienzen mit Silizium-Technologie und bestätigt Meyer Burgers Anspruch auf Technologieführerschaft.
Im Juli 2021 kündigte Oxford Photovoltaics Limited (Oxford PV) unerwartet den seit 2019 bestehenden Kooperationsvertrag zur gemeinsamen Entwicklung der Technologie für die Massenfertigung von Perowskit-Tandemzellen auf. Meyer Burger prüft derzeit juristische Optionen zur Durchsetzung ihrer Rechte. Etwaige Folgen der Ankündigung von Oxford PV haben weder Einfluss auf den Erfolg der Transformation noch auf die kommunizierte Guidance. Meyer Burger strebt neue Forschungsprojekte zum Thema Industrialisierung von Perowskit an, intensiviert Gespräche und evaluiert Partnerschaften mit weltweit führenden Forschungsinstituten zum Thema Perowskit, wobei ein umfangreiches Industrieforschungsprojekt mit der Fraunhofer-Gesellschaft in Deutschland bereits bearbeitet wird.
Ausblick
Der weltweite Solarmarkt wächst dynamisch weiter, trotz COVID-Pandemie und in der Folge steigenden Solarmodulpreisen. Aufgrund der nachhaltig wettbewerbsfähigen Stromgestehungskosten sowie der Klimafreundlichkeit der Solarenergieerzeugung kann auch weiterhin eine zunehmende Nachfrage nach Solarenergie im Zuge der Transformation der konventionellen Energieerzeugung hin zu erneuerbaren Energien erwartet werden. Schon kurzfristig erfährt Meyer Burger bereits starken Rückenwind. Aufgrund des starken Marktauftritts von Meyer Burger, aber auch unterstützt durch allgemeine Markttrends wie global knappe Verfügbarkeit von Solarmodulen, sind die Hochleistungs-Module von Meyer Burger nachgefragt und erzielen auf dem Markt die angestrebten Preise. Das Unternehmen rechnet damit, dass diese Dynamik in den kommenden Jahren anhält. Die Fertigung von Zellen und Modulen in Zentraleuropa stärkt die Marktposition von Meyer Burger zusätzlich, da die Lieferzeiten kurz und Logistikkosten im Vergleich zu asiatischen Produzenten tief sind. Die auf Europa ausgerichtete Lieferkette verbessert zudem den CO2-Fussabdruck. Der Solarsektor erfährt darüber hinaus in den USA und der Europäischen Union wachsende industriepolitische Unterstützung und wird zunehmend als strategisch wichtige Industrie wahrgenommen. Mit dem Abschluss der strategischen Transformation sind daher nun die Weichen gestellt für Meyer Burgers Erfolg in einem kontinuierlich rasch wachsenden Markt.
Reference *20082021-1